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Unterrichtsausfall in Rheinland-Pfalz: Ergebnisse unserer Großen Anfrage

27. März 2012
von dorotheaschaefer

Unterrichtsausfall in Rheinland-Pfalz: in Rheinland-Pfalz herrscht ein temporärer Unterrichtsausfall von 5 bis 7 Prozent und nicht wie von der Landesregierung schöngerechnet von 1 bis 3,65 Prozent. Rechnet man die Ausfallzeiten des temporären und strukturellen Unterrichtsausfalls exemplarisch an einer Klasse der jeweiligen Schulart aus, so ergeben sich Ausfallzeiten von durchschnittlich 18 Schultagen pro Jahr also dreieinhalb Wochen. Dieses Schuljahr würde also am 8. Juni 2010 enden.

Bis zum Abitur verliert jeder Schüler somit mehr als ein ganzes Schuljahr.

Begründung der Ergebnisse:
Was bedeutet Unterricht:

Von einer gehaltenen Unterrichtsstunde kann man sprechen, wenn folgende Eckpunkte erfüllt sind:

  1. 1.die Anwesenheit von Schülern an der Unterrichtsstunde,
  2. 2.die Anwesenheit einer Lehrkraft, sowie
  3. 3.die pädagogisch-didaktische Strukturierung und Vorausplanung der Unterrichtsstunde.

Vor dem Hintergrund dieser Definition sind aus Sicht der CDU-Landtagsfraktion die Regulierungsmethoden „Selbstbestimmtes Lernen“ und „Umorganisation“ kein Unterricht sondern kaschierter Unterrichtsausfall.

Im Falle des „selbstbestimmten Lernens“ fehlen die aktive Anwesenheit einer Lehrkraft sowie die planvolle, didaktische Organisation der Unterrichtsstunde. Zudem wird diese Regulierungsmethode auch von anderen Bundesländern wie z.B. Nordrhein-Westfalen nicht als Unterrichtsvertretung gewertet.

Im Falle der Regulierungsmethode „Umorganisation“ werden zwei Klassen parallel von einer Lehrkraft beaufsichtigt oder beide Lerngruppen werden zusammengelegt. Bei durchschnittlichen Klassengrößen von 20 bis 30 Schülern können durch eine Zusammenlegung zweier Klassen keine pädagogisch sinnvollen Gruppengrößen erreicht werden, ganz zu schweigen von den fehlenden Raumkapazitäten, die solche Gruppengrößen fassen könnten. Zudem sind bei einer Mitbeaufsichtigung einer Klasse eine sinnvolle pädagogische Strukturierung der Stunde sowie die kontinuierliche Anwesenheit des Lehrers nicht gewährleistet.

Berücksichtigt man diese Vorbedingungen, ergeben sich die folgenden Zahlen zum Unterrichtsausfall in Rheinland-Pfalz, gegliedert nach Schularten:

  • Schulart
  • struktureller Unterrichtsausfall
  • temporärer Unterrichtsausfall nach Angaben der Landesregierung
  • Regulierungsmethode selbstbestimmtes Lernen
  • Regulierungsmethode Umorganisation
  • tatsächlicher temporärer Unterrichtsausfall
Schulart struktureller Unterrichts-
ausfall
temporärer Unterrichts-
ausfall nach Angaben der Landes-
regierung
Regulierungs-
methode selbst-
bestimmtes
Lernen
Regulierungs-
methode Umorgani-
sation
tatsächlicher temporärer Unterrichts-
ausfall
insges. Defizit
GHS/
HS/GS
1,8 % /
– 0,7 %
1,20 % 0,18 % 4,91 % 6,29 % HS 8,0 %
GS 6,3 %
FÖR 3,9 % 1,30 % 0,16 % 5,51 % 6, 97 % 10,6 %
RS 2,5 % 3,17 % 0,49 % 2,70% 6, 36 % 8,7 %
GY 2,8 % 3,47 % 0,87 % 0,85 % 5,19 % 7,8 %
BBS 6,2 % 3,65 % 0,86 % 1,33 % 5,84 % 11,7 %
IGS 3,2 % 2,39 % 0,92 % 2,49 % 5,80 % 8,8 %
RGS/ R+ 1,7 % 1,29 % 0,25 % 5,22 % 6,76 % 8,4 %

Einzelergebnisse:

An einigen Schulen werden bis zu 24 Prozent des Unterrichts durch Klassenzusammenlegungen oder Mitbeaufsichtigungen erteilt. Diese Regulierungsmethode ist insbesondere an Förderschulen und Grundschulen weit verbreitet.
Die Regulierungsmethode des „selbstbestimmten Lernens“ ist insbesondere an Gymnasien häufig vertreten. Dort werden an einigen Schulen bis zu 3,5 Prozent des Unterrichts in freier Arbeit der Schüler „erteilt“. Bedenklich ist, dass der Unterrichtsausfall sowie die Regulierungsmethoden der
Umorganisation und der Einsatz unzureichend ausgebildeter externer Kräfte (PES) insbesondere an den Förderschulen am größten sind. An diesen Schulen werden bis zu 36 Prozent des Unterrichts von diesen Kräften erteilt. Vor dem Hintergrund der besonderen Anforderungen der Förderpädagogik ist dies ein unhaltbarer Zustand.
Wenn man den Unterrichtsausfall (temporär und strukturell) insgesamt betrachtet, fehlen den rheinland-pfälzischen Schülern je nach Schulart zwischen 2,5 und 5 Wochen Unterricht. Durchschnittlich fehlen den rheinland-pfälzischen Schülern drei ein halb Wochen Unterreicht.

CDU-Landtagsfraktion Rheinland-Pfalz
Info 6/2010 – Bildung – 3. Mai 2010
Datengrundlage:
Die angegebenen Daten beruhen ausschließlich auf dem vom Ministerium bereit gestellten Datenmaterial, insbesondere auf der Große Anfrage der CDU-Landtagsfraktion zum temporären Unterrichtsausfall (Drs. 15/4417).

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