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Rede zur 70 Jahrfeier der CDU Mainz-Bingen

28. November 2016
von dorotheaschaefer

Ansprache Dorothea Schäfer, MdL, CDU-Kreisvorsitzende, am 27. November 2016 in Bingen-Büdesheim

 

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Parteifreundinnen und Parteifreunde,

Jubiläen erinnern an Ereignisse in der Vergangenheit, an die man in der Gegenwart denkt, um sie für die Zukunft im Gedächtnis zu bewahren. Jubiläen haben etwas Identitätsstiftendes, aber auch etwas Richtungs-weisendes. Denn das, was man mit ihnen verbindet, ist etwas, von dem man zehrt und aus dem man Kraft für die Zukunft schöpft.

An ein solches Jubiläum erinnern wir heute: 70 Jahre CDU im Kreis Mainz-Bingen sind ein ganz besonderer Anlass, auf 7 Jahrzehnte politischen Wirkens dieser großartigen Partei zurückzuschauen.

Als wir im Kreisvorstand überlegten, wie wir unsere 70-Jahrfeier gestalten wollen, waren wir uns als allererstes einig darüber, dass wir für einen Gottesdienst dankbar wären.

Ihnen, Herr Pfarrer Kley, sowie Ihnen, Frau Annette Stegmann, danken wir ganz herzlich für den wunderbaren und festlich gestalteten Gottesdienst. Er hat uns Mut gemacht, unseren Weg auch in Zukunft weiterzugehen.

 

Wofür steht das „C“ für uns?

Es steht für christliche Werte.

Wenn wir auf die vergangenen Jahrzehnte zurückblicken, angefangen in der Gründungs­phase der CDU bis heute, nicht zuletzt mit Blick auf die populistischen Kräfte auf der linken wie auf der rechten Seite des Parteienspektrums, wird klar, wie wichtig es für uns als Christdemokraten ist, uns immer wieder auf unsere Grundhaltung, die mit dem „C“ verbunden ist, vor Augen zu führen.

Ganz besonders freue ich mich auch, Sie, liebe Mitglieder, begrüßen zu dürfen. Sie sind das Herzstück der Christlich Demokratischen Union. Ohne Sie wäre die CDU nichts.

Ich freue mich, so viele Personen begrüßen zu dürfen, die in verschiedensten Funktionen unsere Mitglieder in verschiedenen Parteigremien vertreten haben und es noch tun.

Und ebenso Personen, die für die CDU auf den verschiedenen Ebenen öffentliche Ämter wahrgenommen haben bzw. heute wahrnehmen.

 

Sie haben in den vergangenen Jahren die Interessen vieler Bürgerinnen und Bürger im Sinne unserer Werte und Grundhaltung verantwortungsvoll vertreten bzw. tun es aktuell noch immer: als Rats- und Kreistagsmitglieder, als Abgeordnete im Land, Bund und in Europa, als Landrat oder Staatssekretär.

 

Ihnen allen danken wir heute anlässlich unseres Jubiläums. Wir sind stolz auf Sie und Ihre Leistung, die Sie nicht nur für uns als CDU, sondern auch für alle Bürgerinnen und Bürger unseres Landkreises mit viel persönlichem Einsatz erbracht haben.

 

Stellvertretend für Sie alle erlaube ich mir an dieser Stelle einige wenige Personen mit Namen zu nennen:

  • unseren Ehrenvorsitzenden, ehemaligen Kreisvorsitzenden und Landtagsabgeordneten Franz-Josef Bischel
  • unseren ehemaligen Landrat und Staatssekretär Johann Wilhelm Römer
  • unsere Bundestagsabgeordnete Ursula Groden-Kranich und Jan Metzler
  • unsere früheren Bundestags- bzw. Landtagsabgeordneten Ute Granold und Gerhard Kneib
  • stellvertretend für viele Mandatsträgerinnen und Mandatsträger den Oberbürgermeister der Stadt Bingen, Thomas Feser sowie den Binger Bürgermeister Uli Mönch
  • Für CDU-Kreisverband sowie CDU-Kreisvorstand Ingeborg Rosemann-Kallweit, Gisela Schätzler und Carlos Schmitz
  • Auch unsere Vereinigungen sind vertreten. So feiert auch die CDA, unsere Arbeitnehmervertretung ihren 70. Geburtstag: Stellvertretend gratulieren wir dazu ihrem Vorsitzenden, Helmut Halbritter.
  • Vertreten sind auch die Junge Union (ich nenne Maike Mahlzahn und Tim Süßenberger (zugleich Jugendbeauftragter im CDU-Kreisvorstand), die Frauen Union (Vorsitzende Ingeborg Rosemann-Kallweit), die Senioren Union (Vorsitzender ist Hubertus Stawik) sowie die Mittelstandsvereinigung (Helmut Klapheck).
  • Nicht zuletzt ein herzliches Willkommen allen weiteren Gästen. Wir freuen uns, dass Sie da sind.

Seien Sie alle herzlich begrüßt!

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

wir befinden uns hier in Bingen-Büdesheim an einem historischen Ort.

Bingen-Büdesheim ist für die 70-jährige Geschichte unseres CDU-Landesverbandes von besonderer Bedeutung!

 

Im Oktober 1946 gab es hier drei vorbereitende Treffen von führenden Mitgliedern der Koblenzer CDP und der CDU mit dem Ziel, die fünf Bezirksverbände zu einem Landesverband zusammenzuführen.

 

Aus den Quellen geht hervor, dass das alles andere als einfach war.

Zum einen waren die Vorstellungen zu unterschiedlich: ob Union, wie ein Zusammengehen von Katholiken und Protestanten. Aber auch in rein politischer Hinsicht:

 

Bei der ersten am 5. Oktober ging es um die Namensgebung der Partei. Und um die Frage, ob die Region als Pufferstaat zwischen Frankreich und Deutschland nach Art des früheren Saarstaates oder des Großherzogtums Luxemburg fungieren sollte bzw. ob ein Zusammengehen der verschiedenen Regionen überhaupt zustande kommen würde.

 

Am 19. Oktober gab es ein zweites Treffen Bingen-Büdesheim. Wieder ohne Ergebnis.

 

Am 26. Oktober gab es ein drittes Treffen in Büdesheim.

Wieder gab es keine Einigung darüber, welchen Namen die zukünftige Landes-CDU haben sollte.

Immerhin gab es nun verschiedene Vorschläge: etwa „Christlich-Demokratische Liste“ oder „Kartell der Christlich-Demokratischen Parteien in Rheinland-Pfalz“.

Allerdings und das ist das Entscheidende: Man verständigte sich darauf, dass CDP und CDU in der BLV (Beratende Landesverfassung) wenigstens eine Fraktionsgemeinschaft eingehen sollten. Außerdem wurde ein gemeinsames vorläufiges Präsidium aus den 5 Bezirksvorsitzenden gewählt.

 

Und das war sicher eine entscheidende Brücke dafür, dass sich in den nächsten Monaten die Christlich Demokratische Union Rheinland-Pfalz am 14. Februar 1947 gründen konnte.

 

Die Gründung der christlich demokratischen Union in der Nachkriegszeit war der eigentliche politische Neuanfang unter den deutschen Parteien. Während SPD und FDP an Tradition und Programmatik der Weimarer Zeit anknüpfen konnten, suchten die Gründungsväter der CDU nach einer inhaltlichen Neuorientierung in bewusster Abkehr von der Tradition der katholischen Zentrumspartei, die in enger Verbindung mit der katholischen Kirche in der Weimarer Zeit gestanden hatte.

 

Der Aufbau aus dem politischen und wirtschaftlichen Chaos, das die Nationalsozialisten hinterlassen hatten, erforderte den Zusammenschluss der Christen über die Konfessionsgrenzen hinweg. Anders als in der Zeit des Kaiserreiches und der Weimarer Republik sollten Katholiken und Protestanten nicht in getrennten politischen Lagern gegeneinander kämpfen, sondern in einer gemeinsamen Partei zusammenarbeiten.

 

So haben wir mit unserem ökumenischen Gottesdienst auch ganz bewusst an diese Wurzel unserer Parteigründung angeknüpft.

Und aus heutiger Sicht können wir sagen, dass zumindest in unserem Landkreis die Konfession keinesfalls mehr darüber bestimmt, ob bzw. wer ein Amt in unserer Partei ausüben darf. Im Gegenteil: Es ist ein selbstverständliches Miteinander geworden.

 

Aus der Erfahrung des Nationalsozialismus ergab sich die Einsicht, eine neue demokratische Partei ins Leben zu rufen, um die Zersplitterung des bürgerlichen Parteienlagers in der Weimarer Republik durch eine christlich demokratische Volkspartei zu überwinden. Männer wie Hans Jakob Schmitt stehen stellvertretend für alle, die damals politische Verantwortung übernommen haben, um Freiheit und Gerechtigkeit in einem neuen Deutschland wieder Geltung zu verschaffen.

 

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges hatten die Menschen vor allem mit dem Wiederaufbau zu tun. Es kam hinzu, dass „Partei“ aus den Erfahrungen des Nationalsozialismus negativ besetzt war.

Und doch gab es einige Wenige, die schon kurz nach Ende des Weltkrieges gewillt waren, auch am politischen Aufbau eines neuen, demokratischen Staates mitzumachen.

 

Einer von ihnen war Hans Jakob Schmitt aus Guntersblum: Lieber Herr Schmitt, ich freue mich sehr, dass Sie uns heute in einer Zeitreise von 70 Jahren CDU berichten. Sie sind echter Zeitzeuge und wir sind stolz darauf, Sie in unseren Reihen zu sehen.

Herr Schmitt war 20 Jahre alt und von Beginn des Bestehens unserer CDU Mitglied. Erst vor Kurzem durfte ich Ihnen zu Ihrem 90. Geburtstag eine besondere Ehrung zukommen lassen, die Dank-Medaille der CDU Deutschlands.

 

Zurück zur Geschichte: Ja, die Männer und damals noch wenigen Frauen der ersten Stunde wussten aus eigener Erfahrung, wie wichtig es ist, in Zukunft starke demokratische Parteien zu haben, die die Interessen der Bürgerinnen und Bürgern vertreten und ihnen Luft und Freiheit zu lassen, ihr Leben so zu gestalten, wie sie es wünschen.

Und an dieser Einsicht hat sich auch heute nichts geändert. Nur die Zeiten haben sich geändert.

 

Die Welt dreht sich immer schneller. Globalisierung, demografischer Wandel und ein unsicherer Finanzmarkt bestimmen zunehmend unseren Lebensalltag. Es wächst die Sorge, nicht mehr Schritt halten zu können und sozial abgehängt zu werden. Verunsicherung, Existenz- und Zukunftsängste nehmen zu. Hierzu kommen Überfremdungsängste durch Zuwanderung.

Gerade in einer Zeit, in der viele Menschen den Eindruck haben, von den Entwicklungen überrollt zu werden, wächst das Bedürfnis nach verlässlichen Orientierungen – nach einem festen Wertefundament.

 

Die Christlich Demokratische Union hat ein solches Wertefundament, die christliche Soziallehre. Sie beruht auf den drei Grundprinzipien – Solidarität, Subsidiarität und Personalität.

 

Solidarität heißt, dass gesamtgesellschaftliche Aufgaben solidarisch getragen werden. Dabei müssen starke Schultern mehr tragen als schwache.

Subsidiarität besagt, dass Aufgaben, die von kleineren Einheiten übernommen werden können, auch von diesen übernommen werden sollen. Weniger Staat, mehr Eigenverantwortung. Subsidiarität begründet aber auch eine Eintrittspflicht des Staates bei Gefahren für das Gemeinwohl.

Personalität besagt, dass jeder Mensch die Freiheit hat, sein eigenes Leben ohne unnötige staatliche Einwirkung verantwortlich zu gestalten.

Mitmenschlicher Zusammenhalt, Eigenverantwortung und Gemeinsinn, gleiche Chancen für alle und soziale Gerechtigkeit, das sind die Prinzipien, zu denen wir stehen. Hinzu kommt die Soziale Marktwirtschaft, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und sozialen Ausgleich miteinander verbindet.

Beides, christliche Soziallehre und soziale Marktwirtschaft, sind die Leitplanken der Christlich Demokratischen Union. Und zugleich Wegweiser für unser politisches Handeln. Unsere Aufgabe besteht darin,   auf der Grundlage unseres Wertegerüsts neue Antworten auf die Heraus-forderungen einer sich wandelnden Gesellschaft zu finden.

 

Es geht um Bildung, um die Frage, wie die Familien über die Runden kommen oder die Pflege der Eltern stemmen. Es geht um ältere Menschen, die möglichst lange selbstständig und eigenverantwortlich leben wollen. Es geht um bezahlbaren Wohnraum auch für junge Familien oder für Menschen mit Behinderungen, um die Ausstattung von Kommunen, um Sicherheit und es geht um gute Rahmenbedingungen für Kindertagesstätten und Schulen. Es geht um die Altersversorgung der jüngeren Generation,  um eine moderne Infrastruktur – um schnelles Internet und gute Straßen – als wichtiger Standortvorteil für die Menschen und Voraussetzung für Unternehmen, um Arbeitsplätze in unserer Region zu sichern. Es geht um die regionale Daseinsvorsorge in ländlichen Regionen, um die wohnortnahe Grundversorgung zu erhalten.

 

Um das alles auch in Zukunft zu stemmen, bedarf es einer offenen und inhaltlichen Debatte über die richtige Ausrichtung für kommende Aufgaben, d.h. einer Politik, die die Alltagssorgen der Menschen in den Blick nimmt. Und eines Programmes, das die Menschen überzeugt und ihre Probleme löst.

 

Die CDU hat hierzu wegweisende Ideen und Konzepte – und auch kluge Köpfe, um diese zu verwirklichen. Und sie hat ein Wertefundament, das seit nunmehr 70 Jahren Orientierungsmaßstab für erfolgreiches politisches Handeln ist.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen eine schöne Jubiläumsfeier. Sie soll uns Kraft dafür geben, uns auch in Zukunft für die Bürgerinnen und Bürger in unserem Landkreis mit allen Kräften einzusetzen.

 

Herzlichen Dank!

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